Großeltern nach Wunsch

© Foto: Freiwilligenzentrum-Stellwerk
Wunschoma Margareta Mendle und Inge Schmidt vom Freiwilligenzentrum-Stellwerk (von links)
Ein kurzes Leuchten blitzt in den Augen von Margareta Mendle auf und ein Lächeln erwärmt ihr Gesicht. „Meistens sitzen wir zusammen auf dem Boden und spielen oder gehen gemeinsam auf einen Spielplatz“, erklärt die 68-Jährige. Alltägliches, so wie viele Omas und Opas Zeit mit ihren Enkelkindern verbringen. Doch die Kinder, von denen Margareta Mendle spricht, sind nicht ihre leiblichen Enkelkinder. Sie engagiert sich seit einigen Monaten für das Projekt „Wunschgroßeltern“, eine Gemeinschaftsaktion des Freiwilligenzentrums Stellwerk und der Seniorenfachstelle des Landrastamts Günzburg.
Viele Eltern kennen das Problem: Viel zu oft fehlt im stressigen Alltag die Zeit für den Nachwuchs. Glücklich können sich die schätzen, die liebevolle Großeltern in der Nähe haben, die sich gerne um die Enkelkinder kümmern. Doch was ist mit jenen, denen diese Unterstützung fehlt? Der Landkreis Günzburg hat deshalb das Projekt „Wunschgroßeltern“ gestartet. Ziel ist es, jungen Familien eine ehrenamtliche Unterstützung und Begleitung zur Seite zu stellen.
Über einen Zeitungsbericht ist Margareta Mendle auf das Projekt aufmerksam geworden, Kolleginnen haben sie ebenfalls angesprochen, „ob das nicht etwas für sie wäre“, erzählt Margareta Mendle. Das Stellwerk hat den Kontakt zu einer Familie mit zwei kleinen Kindern hergestellt, die ganz in der Nähe vom Wohnort der 68-Jährigen leben. „Natürlich müssen wir erstmal eine passende Familie finden“, erzählt Kati Huber von der Seniorenfachstelle am Landratsamt Günzburg. „Da haben wir einen genauen Blick darauf. Das muss schon passen.“ Bei Margareta Mendle und ihrer Wunschfamilie hat es „gepasst“. Und zwar von Anfang an.
An das erste Kennenlernen erinnert sich die Wunschoma noch sehr gut: „Das war schon ein Abenteuer!“ Aber schnell fügt sie hinzu: „Wir hatten sofort einen Draht zueinander.“ Und seitdem besucht die Wunschoma ihre Wunschenkel regelmäßig – ein- bis zweimal in der Woche. Und auch die Ansprache hat sich schnell geklärt: „Die Kinder haben eines Tages einfach Oma zu mir gesagt. Das hat sich so ergeben.“
Für Margareta Mendle ist das Projekt Wunschgroßeltern absolut unterstützenswert. Sie möchte anderen Seniorinnen und Senioren mit ihrer Geschichte die Scheu nehmen, sich beim Freiwilligenzentrum Stellwerk zu melden. „Ich kann diese Erfahrungen jedem nur empfehlen. Das hält jung.“
Die Wunschgroßeltern sind nicht als kostenlose Babysitter oder Haushaltshilfen zu verstehen. Vielmehr geht es darum aktiv Generationen zusammenzubringen und den Austausch zu fördern. Das sagt auch Margareta Mendle: „Für die Erziehung bin ich nicht zuständig.“ Sie genießt es einfach, die Zeit mit ihren Wunschenkeln zu verbringen.
Inge Schmidt, die Leiterin des Freiwilligenzentrum Stellwerk erklärt: „Die Wunschgroßeltern bereichern mit ihrer Zeit und ihrer Hilfe im Alltag junge Familien.“
Durch den Umgang mit Kindern erfahren die Wunschomas und Wunschopas Wertschätzung und Lebensfreude und können die Anbindung an die junge Familie genießen. „Die Wunschoma und der Wunschopa stellen wichtige Bezugspersonen dar, denn die Kinder genießen die Geduld und Gelassenheit der älteren Generation und natürlich die größeren Freiheiten, die die Großeltern meist gewähren“, sagt Inge Schmidt weiter. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten also.
Interessierte Wunschomas oder Wunschopas können sich per Mail an wunschgroßeltern@remove-this.landkreis-guenzburg.de oder telefonisch unter 08221/9301010 an das Freiwilligenzentrum Stellwerk wenden. Die Interessenten bekommen dann einen Fragebogen zugesandt. Wichtig ist den Organisatoren vor allem, dass die Wunschgroßeltern und die Familie zusammenpassen, deshalb wird es natürlich auch erst ein Kennenlernen geben, um zu schauen, ob die „Chemie stimmt“.
Gesucht werden verantwortungsbewusste ältere Menschen, die mitten im Leben stehen und sich eine ehrenamtliche Betreuung von Kindern vorstellen können.